Essener Strasse
Über dieses Projekt
Die Lawaetz-Stiftung war von 2007 bis 2015 im Auftrag des Bezirksamts Hamburg Nord in dem sogenannten Entwicklungsquartier Essener Straße, ein Gebiet des Hamburger Programms der „Integrierten Stadtteilentwicklung“ tätig.
Förderinstrument(e)
Soziale Stadt/RISE -Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung, Hamburg
Laufzeit
2007 – 2015 Hauptförderphase, 2016 Nachsorge , ab 2017 Verstetigung
Gebietssteckbrief
Lage, Größe, Anbindung
Das Entwicklungsquartier Essener Straße liegt am nordwestlichen Stadtrand Hamburgs und damit im Bezirksamtsbereich Hamburg-Nord. Es gehört zu Langenhorn-Nord, gemeinsam mit dem direkt benachbarten Gelände des Klinikums Ochsenzoll, dem sich auf ehemaligen Krankenhausflächen entwickelnden neuen Wohngebiet Tannenkoppel/Oxpark und dem angrenzenden Quartier Holitzberg. Das Wohngebiet umfasst ca. 75 ha, seine Insellage begründet such durch die Gewerbegürtel im Norden und Süden (Valvo-Park und Essener Bogen), die Landesgrenze im Westen und die Langenhorner Chaussee als starke Barriere im Osten.
Das Gebiet ist durch zwei Buslinien an den ÖPNV angeschlossen, die U-Bahn-Station Ochsenzoll liegt ca. einen Kilometer vom Quartierszentrum entfernt. Das Gebiet und seine Qualitäten als familienfreundliches und grünbetontes Wohnquartier sind gemeinhin wenig bekannt in der Hansestadt.
Städtebauliche und bauliche Struktur
Es ist ein junger und kein gewachsener Stadtteil mit sehr heterogenen baulichen Strukturen: Den größten Teil der Wohnbebauung bilden meist 3 – 4-geschossige Bauzeilen oder in dieser Weise umbaute Höfe, daneben gibt es auch eingeschossige Zeilenbauten, Reihenhausbebauung und kleinere Einfamilienhausgebiete.
Die Siedlungsgeschichte ist eng mit der hier in der Zeit des Nationalsozialismus angesiedelten Rüstungsindustrie verknüpft. In den 30er bis Anfang der 40er Jahre entstanden an drei Standorten Werkswohnungen für die Beschäftigten zweier großer Rüstungsbetriebe, der Hanseatischen Kettenwerke und Deutsche Messapparate GmbH / Messap. Auf dem ehemaligen Messap-Werksgelände ist jetzt der Valvo-Gewerbepark im Südwesten des Essener-Straße-Gebietes angesiedelt. Auf dem ehemaligen Kettenwerksgelände befindet sich der nördlich an das Quartier angrenzende neue Gewerbepark „Essener Bogen“. Die Werkssiedlungen gibt es heute noch: (z. B. Schwarzwaldsiedlung (1935 – 41) an der Essener Straße (heute in Eigentumswohnungen umgewandelt). In der Nachkriegszeit und bis in die 70er Jahre entstanden Reihenhaus- und kleinere Einfamilienhausbereiche.
Die Großwohnsiedlung Essener Straße wurde in den Jahren 1979 bis 1985 errichtet – auf der Grundlage eines preisgekrönten städtebaulichen Wettbewerbsbeitrages. Seine Besonderheit liegt in der starken Einbeziehung des Wohnumfelds als Erlebnisraum für Kinder und Erwachsene sowie in dem vorrangig fußläufigen Erschließungssystem. In diese das Gebiet prägende Siedlung zogen als Erstbezieher Anfang der achtziger Jahre vor allem junge Familien ein.
Infrastruktur
Das Fördergebiet verfügt über ein kleines Nahversorgungszentrum am Marktplatz Käkenhof, das in der stadtplanerischen Qualifizierung als D-Zentrum ausgewiesen ist. Das Zentrum schwächelt: Ursachen sind die introvertierte Lage „in der zweiten Reihe“, ein kaum bedarfsgerechtes Geschäfte-, Dienstleistungs- und Gastronomieangebot und die geringe Attraktivität des Platzes als Aufenthaltsort und Treffpunkt.
Bevölkerung und Sozialstruktur
Im Quartier Essener Straße leben etwa 5.100 Menschen. Mit 68 Einwohnern pro ha liegt die Dichte deutlich über dem Hamburger Durchschnitt von 23 Einwohnern pro ha Gebietsfläche (49 Einwohner pro ha in Hamburg-Nord). Die Anzahl der Haushalte beträgt ca. 2.300. Etwa 2/3 der Bewohnerschaft wohnt im Geschosswohnungsbau der Anfang der 80er Jahre gebauten Großwohnsiedlung Essener Straße, die als sozialer Wohnungsbau errichtet wurde. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit rund einem Drittel an der Gesamtbevölkerung ist hier besonders hoch. Aber auch der Anteil der Bewohnerschaft 60plus ist im Steigen begriffen. Auffällig ist außerdem die Vielzahl verschiedener kultureller Herkünfte und Hintergründe der hier lebenden Menschen.
Besondere Problemstellung und Potenziale
Die Potenziale des Gebiets liegen in dem hohen Freiflächenanteil, dem besonderen Siedlungs- und Freiflächenkonzept mit weitgehend KFZ-unabhängiger Erschließung der Wohnungen sowie dem großen ehrenamtliches Engagement im Stadtteil. Nachteilig sind die Insellage am nordwestlichen Stadtrand, u.a. infolge von Verkehrsbarrieren, umgebenden Gewerbegürteln, des großen Klinikgeländes Ochsenzoll und die Distanz zu bestimmten Infrastrukturen.
Leitlinien und Schwerpunkte der Gebietsentwicklung
Wohnumfeld / öffentlicher Raum
Ein übergeordnetes Entwicklungsziel für das Quartier ist es, die guten Bedingungen der Wohnsubstanz und des Wohnumfelds für das Wohnen von Familien mit Kindern wie auch für ältere Menschen positiv zu entwickeln. Durch Maßnahmen der Wohnumfeldverbesserung, Umgestaltung öffentlicher Grünflächen sowie durch Projekte zur Belebung von Flächen, Plätzen und wichtigen Orten, z. B. durch Kunst- und Kulturprojekte im öffentlichen Raum oder auch identifikationsstiftende Mitbauprojekte soll dies erreicht werden. Ein Schlüsselprojekt ist hier der Aufwertung des Marktplatzes am Käkenhof als Quartierszentrum zukommen. Weiteres übergeordnetes Entwicklungsziel ist es, die Siedlungsinsel stärker in den Umgebungsraum zu integrieren und spürbare Bezüge zu angrenzenden Quartieren herzustellen.
Soziale /soziokulturelle Angebote
Weitere inhaltliche Schwerpunkte sind die Ergänzung fehlender sozialer und soziokultureller Angebote, Entwicklung von Gemeinwesenarbeit und Gesundheitsförderung sowie der Aufbau einer über das Gebiet hinausstrahlenden Stadtteilkulturlandschaft. Schlüsselprojekte sind das Gesundheitsnetzwerk mit dem Projekt Koordinierungsbausteine (KOBA, Start 2011) und das SelbstLernZentrum Essener Straße (Start 2014) mit Lernangeboten für lernungewohnte Menschen.
Das Schlüsselprojekt „Alles unter einem Dach“ mit dem Szenario eines neuen soziokulturellen Zentrums für die Essener Straße und Umgebung konnte nicht umgesetzt werden: Weder die Frage nach einem geeigneten Ort noch das Problem der Übernahme betriebswirtschaftliche Folgekosten konnte gelöst werden. Durch Umstrukturierungs- und Veränderungsprozesse in Einrichtungen werden die Raumressourcen immer knapper. Es fehlen Räume für Begegnung, für Angebote der Gemeinwesenarbeit und Bildung, für Stadtteilkultur sowie für ehrenamtlich gestützte Projekte.
Umgesetzt werden soll in 2016 ein Umbau des ella Kulturhauses: Das Haus wird barrierefrei und erhält eine Verbesserung der innenräumlichen Gesamtsituation; es wird außerdem einen Seminarraum mehr geben.
Ehrenamtliches Engagement
Außerdem soll die gute Basis für ehrenamtliches Engagement gestärkt und weiterentwickelt werden. Eine praktische Maßnahme und weiteres Schlüsselprojekt hierzu ist die Gründung und Etablierung des neuen Vereins für den Stadtteil „LEiLA – Leben in Langenhorn“ .
Netzwerkarbeit und Kooperation
Angesichts der besonderen Rahmenbedingungen vorwiegend kleiner Einrichtungen mit geringen Personalkapazitäten und einer Reihe recht verstreut liegender Einrichtungen und Angebote und angespannter Raumsituation ist es eine vordringliche Aufgabe, neue und bereits vorhandene Ressourcen zu koordinieren bzw. zu optimieren, die stadtteilrelevanten Einrichtungen zur Angebotsverbesserung zu vernetzen und bereits vorhandene positive Ansätze ehrenamtlicher Arbeit auszubauen und einzubinden.
Unterstützt werden alle Maßnahmen durch eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit und Kampagne für ein positives Stadtteilimage. So wurde z. B. das 30jährige Stadtteiljubiläum Essener Straße 2010 mit vielen Veranstaltungen, Festen, Themenworkshops und Kulturprojekten gefeiert und in einer Festbroschüre dokumentiert. Es gibt außerdem ein Stadtteilinfo, das im Quartalsrhythmus erscheint.
Stadtteilbüro und Stadtteilbeirat
Mit der Quartiersentwicklung für das Gebiet Essener Straße im Stadtteil Langenhorn ist die Lawaetz-Stiftung seit Mai 2007 durch das Bezirksamt Hamburg-Nord beauftragt. Das Stadtteilbüro 16 H ist die zentrale Anlaufstelle für die Quartiersentwicklung und direkt am Marktplatz gelegen.
Der aktive Stadtteilbeirat Essener Straße mit etwa 50 Mitgliedern setzt sich zusammen aus Bewohner/innen, Vertreter/innen der Stadtteilinstitutionen, Wohnungsunternehmen, Verwaltung und der Politik und tagt einmal im Monat. Der Beirat setzt in seinen Treffen oft inhaltliche Schwerpunktthemen.
Anlaufstelle und Kontakt
Rixa Gohde-Ahrens