Johann Daniel Lawaetz

Johann Daniel Lawaetz – Hilfe zur Selbsthilfe

Wir schreiben das Jahr 1796. Wachsende Industrialisierung und Nachkriegseinflüsse lassen die Arbeitslosenzahlen steigen. In Altona, das noch zu Dänemark gehört, sowie in der Hansestadt Hamburg wächst die Sorge des Staates über die Verelendung seiner Bürger. Gleichzeitig wächst auch die Angst vor steigendem Finanzbedarf für die Armenhilfe. Johann Daniel Lawaetz, ein erfolgreicher Kaufmann und Textilindustrieller, ist anerkannt geschäftstüchtig und – selten in seiner Zeit – sozial sehr engagiert.

Aus der Erkenntnis des Zusammenhangs zwischen Staats- und Wirtschaftskrisen und deren Auswirkungen vor allem für die „unteren Bevölkerungsschichten“ leitet Johann Daniel Lawaetz die Notwendigkeit einer staatlichen „Arbeitspolitik“ ab. Für die damaligen Verhältnisse geht Johann Daniel Lawaetz ungewöhnliche Wege, um sozialen Missständen zu begegnen. Vor dem geistigen Hintergrund der Aufklärung versucht er im Wege von „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen“, Möglichkeiten sozialer Hilfe zur Selbsthilfe umzusetzen.

Wie er sich ein „handelndes staatliches Institut Wohlfahrt“ vorstellt, schreibt Lawaetz 1815 in seinem Buch: „Über die Sorge des Staats für seine Armen und Hülfsbedürftigen“. Der Kerngedanke seiner Schrift hat an Aktualität nichts eingebüßt: Arbeitslosigkeit, Armut und Obdachlosigkeit nicht mit Almosen, sondern durch „Gelegenheit und Mittel“ zu bekämpfen, die „ihn (den Hilfsbedürftigen) auf den selbst gewünschten Weg des Erwerbs bringt“. Wir nennen das heute Hilfe zur Selbsthilfe. Neue Armut, soziale Ausgrenzung und Massenarbeitslosigkeit fordern unter heutigem Blickwinkel ebenfalls dazu heraus, die „Verwaltung des Mangels“ durch aktive neue Konzepte in der sozialen Arbeit bei Qualifizierungs-, Beschäftigungs- und wohnungspolitischen Maßnahmen zu ergänzen.

Das von Johann Daniel Lawaetz angeregte Institut wurde 1986 gegründet als gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts durch die Freie und Hansestadt Hamburg. Als Stiftungskapital stellte die Hansestadt das Lawaetz-Haus, Neumühlen 16-20, am Fuß des Elbhanges zur Verfügung. Dieses langgestreckte Haus wurde 1802 als Teil eines größeren Fabrikkomplexes erbaut. Zwischen 1986 und 1989 in denkmalgerechter Form instand gesetzt, bietet das Lawaetz-Haus Platz für Büro- und Beratungsräume sowie für Ausstellungen und Veranstaltungen.